HYDROPOWER im Arberland - Wasserkraft effizient nutzen am 21.05.2016

9.00-12.00 Uhr

Hydropower im Arberland – Die Wirtschaftsjunioren informieren sich

Über 30 Wasserkraftinteressierte trafen sich am sonnigen Samstag, den 21. Mai, zu einer von den Wirtschaftsjunioren Regen organisierten Exkursion in und um die Kreisstadt Regen. Im Focus standen drei Anlagen, an denen die Wasserkraft in innovativer und ökologisch gut verträglicher Form genutzt wird.
Der Referent und Wasserkraftexperte aus Regen, Dipl. Ing. Christoph Pfeffer, erklärte den Teilnehmern in einer lockeren Diskussionsrunde die Funktionsweise verschiedener Wasserkraftanlagen.
Der erste Standort der Tour war die Wasserkraftanlage Reisachmühle am Wandlbach in der Gemeinde Zachenberg. Mit nur rund 10 kW Ausbauleistung war es die kleinste Anlage der Exkursion, aber dennoch eine der Interessantesten. Bei der Reisachmühle wurde ein alter Wasserkraftstandort erst im vergangenen Jahr neu belebt. Vorhanden war hier nur noch ein ungenutztes und für Fische nicht durchgängiges Querbauwerk. Über einen neuen Fischpass in Form eines natürlichen Bachlaufs wurde die Durchgängigkeit des Gewässers wiederhergestellt. Die Wasserkraft selbst wird mit einer klassischen Technik genutzt: dem oberschlächtigen Wasserrad. Mit seinem imposanten Durchmesser von 6 m kann die Nutzfallhöhe mit einem Wirkungsgrad von ca. 90 % in mechanische Energie umgewandelt werden. Zur weiteren Energiewandlung wird ein Stirnradgetriebe mit permanentmagneterregtem Synchrongenerator eingesetzt. Dieser ist wiederum über einen rückspeisefähigen Frequenzumformer an das Stromnetz zur Einspeisung gekoppelt. Diese Technik wurde aus der Kleinwindkraft in die Wasserkraft rückübertragen und steht daher mittlerweile relativ kostengünstig zur Verfügung. Der Vorteil liegt darin, dass bei geringer Wasserführung die Zellfüllung des Wasserrads und somit das Drehmoment hoch gehalten werden. Der Wirkungsgrad in der Teillast ist daher höher als bei gewöhnlichem Netzparallelbetrieb. Die alte Wasserradtechnik erlebt durch diese technische Verbesserung und durch die gute Fischverträglichkeit derzeit wieder eine kleine Renaissance und bietet gerade für kleine Bayerwaldstandorte eine schöne Option zur Turbinenvariante.
Der nächste Exkursionsstopp wurde an der Oleumhütte eingelegt. Die Wasserkraftanlage Raithsäge ist das unterste Wasserkraftwerk im Stadtgebiet Regen. Es wurde vor ein paar Jahren vom Ausleitungskraftwerk in ein Wehrkraftwerk umgebaut. Auch hier wurde ein bisher für Fische nicht durchgängiges Querbauwerk wieder passierbar gemacht. Der hier in reiner Naturbauweise mit großen Steinblöcken aufgebaute Fischpass ist sogar für den Huchen dimensioniert. Der Huchen ist die größte bekannte Fischart im Schwarzen Regen und eine geschützte FFH-Art. Als zusätzliche ökologische und dynamische Komponente, wurde ein bislang verrohrter Seitenbach direkt an den Fischpass angebunden. Dadurch werden Laichmöglichkeiten in einem Seitengewässer neu erschlossen. Die Raithsäge ist mit einem modernen Kaplanturbinensatz mit einer Nennleistung von ca. 250 kW ausgestattet und kann mit dieser Technik auch geringe Wasserabflüsse noch mit sehr hohem Wirkungsgrad verarbeiten. Im Vergleich zur alten Anlage kann durch den Umbau hier heute doppelt so viel CO2-freie Energie geerntet werden und das bei wesentlich besseren ökologischen Verhältnissen.
Als letzte Station wurde das neue Wasserkraftwerk am Kurpark in der Stadtmitte von Regen besichtigt. Die hier aufgebaute Wasserkraftschnecke leistet bis zu ca. 50 kW und nutzt das Überlaufwasser, das bisher über die Wehre am Kurpark ohne energetische Nutzung weggelaufen ist. Die Wasserkraftschnecke, die bereits Archimedes erfunden hat, stellt eine sehr fischfreundliche Lösung dar. Fische können die Wasserkraftschnecke schadlos von oben nach unten passieren. Sie schwimmen in die drehende Schnecke ein und werden dann einfach in das Unterwasser transportiert. Die variierende Wassermenge im Fluss wird bei der Wasserkraftschnecke über eine Änderung der Drehzahl geregelt. Die Technik dafür ist die gleiche, wie bei dem zuvor besichtigten Wasserrad. Damit auch hier alle im Schwarzen Regen vorhandenen Fischarten die Querbauwerke im Fluss überwinden können, wurde ebenfalls ein Fischpass errichtet. In diesem Fall wurde aber aus Platzgründen die technische Lösung in Form eines betonierten Vertical-Slot-Passes gewählt. Durch den Zubau der Wasserkraftschnecke kann auch an diesem Wasserkraftstandort heute fast die doppelte Energiemenge, bei besseren Bedingungen für die aquatischen Lebewesen bereitgestellt werden.
Wasserkraft, verantwortungsvoll und modern genutzt, stellt in unserer Region nach wie vor eine der effizientesten, klimafreundlichsten und nachhaltigsten Energiequellen dar und bildet eine wichtige Grundlaststütze in einem Mix aus verschiedenen erneuerbaren Energien.
Nach gut drei Stunden konnte die Exkursion der WJ Regen nach ausführlicher Diskussion bei einem gemütlichen Kaffee in der nahe gelegenen Eisdiele beendet werden.

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